Europäischen Staaten finanzieren mit Milliarden-Beträgen die Forschung und Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes. Doch verpassen sie es an diese Zahlungen Bedingungen zu knüpfen, die möglichst vielen Menschen Zugang zu einem Vakzin ermöglicht. Es droht ein Verteilungskampf.
April 2020
Europäischen Staaten finanzieren mit Milliarden-Beträgen die Forschung und Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes. Doch verpassen sie es an diese Zahlungen Bedingungen zu knüpfen, die möglichst vielen Menschen Zugang zu einem Vakzin ermöglicht. Es droht ein Verteilungskampf.
Weltweit benötigen Menschen einen Impfstoff, der noch nicht existiert. Etwa 20 Milliarden Dosen wären vorerst notwendig, um der Covid-19-Pandemie wirksam zu begegnen. Und die Zeit drängt. Das Virus Sars-CoV-2 bedroht ganze Gesellschaften überall auf der Welt. Selbst in Europa hat es von Madrid bis Mailand Gesundheitssysteme kollabieren lassen und die Freiheit von Millionen Menschen eingeschränkt. So etwas wie Normalität wird es erst wieder geben, wenn ein Impfstoff gefunden und ausgeliefert wurde.
Damit dies möglichst schnell geschieht, unterstützen europaweit Staaten Pharma-Konzerne mit ungekannten Summen. Allein die EU-Kommission hat Hunderte Millionen zugesagt, um die Impfstoff-Forschung zu beschleunigen. Doch was geschieht, wenn mit öffentlichen Geldern ein wirksames Vakzin entwickelt wurde?
Investigate Europe recherchierte mehrere Wochen lang und Geldflüssen und konnte zeigen, wie Milliardensummen an Bio-Konzerne gezahlt werden. Mit den Zahlungen hätten Staaten ein mächtiges Werkzeug in der Hand, um der Industrie Bedingungen vorzugeben, etwa um möglichst vielen Menschen gleichzeitig und zu einem niedrigen Preis Zugang zu einem Impfstoff zu ermöglichen. Diese Recherche dokumentiert, dass überall in Europa Staaten diese Chance verpassen.
Statt globaler Kooperation drohen nun nationale Alleingänge. So haben einzelne Staaten bereits hinter den Kulissen begonnen, sich einen frühen Zugang zu einem Impfstoff zu kaufen. Diese Recherche zeigt auch, dass es in einem solchen Fall kaum wirksame Mechanismen gibt, jenen einen frühen Zugang zu einem Vakzin zu ermöglichen, die nicht an einem Wettbieten teilnehmen können. Eins deutet sich an: Es wird ein Test für die Politik und die Solidarität, wenn ein Impfstoff gefunden ist und es nicht genug für alle gibt.
Bedingungsloser Impfstoff
EU und Mitgliedsstaaten unterstützen Impfstoffforscher mit Milliarden-Summen. Dabei verpassen sie es, notwendige Bedingungen zu stellen, um ein Vakzin möglichst vielen Menschen zeitnah verfügbar zu machen. Es drohen chaotische Zustände und nationale Alleingänge.
Lesen Sie die Recherche von Nico Schmidt
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